Programm der Räte der revolutionären Kommunen in Europa
Die materielle Basis für unsere demokratische Massenorganisation existiert bereits in Europa. Wie in allen Bereichen unseres Kampfes ist das Vakuum der revolutionären Führung spürbar. Einstmals ernstzunehmende revolutionäre Organisationen mancher Länder scheinen weit hinter ihre ehemaligen Standards geworfen worden zu sein. Die meisten türkischen Revolutionäre sind seit langem keine Hoffnung mehr für die Arbeiterklasse der Türkei und Kurdistans. Die Überbleibsel dieser Strukturen sind im wesentlichen korrumpierte Zusammenhänge, welche die Degeneration revolutionärer Werte vorantreiben. Um türkische und kurdische Arbeiter auf der Basis eines demokratischen und revolutionären Kampfes zu organisieren, ist es essentiell die Dinge mit viel Geduld und Genauigkeit anzugehen. In Anbetracht der momentanen Schwäche unserer Bewegung, ist es offensichtlich das wir unsere Arbeit in wohl durchdachten Nadelstichen dosieren müssen, dennoch ist diese Aufgabe nicht undurchführbar.
Diesen Kampf alleinig im Bezug auf die Türkei und Kurdistan aufzubauen, steht im Widerspruch zur Idee des Kommunismus, völlig unabhängig davon wie viel wir agitieren. Denn dies würde einen impliziten Nationalismus beinhalten. Alle Kämpfe unterdrückter Menschen auf der Welt, sind die Kämpfe aller Kommunist*innen. Jede*r Kommunist*in nimmt an diesen Kämpfen von dort aus Teil wo er/sie sich befindet. Jede politische Arbeit, welche die türkische Revolution und den laufenden Kampf in der Türkei und Kurdistan nicht wahrnimmt und nicht von dort beeinflusst wird, ist falsch. Die Türkei und Kurdistan sind ein wichtiger Brennpunkt der revolutionären Welle, die die Welt erschüttern kann, mit der Verschärfung der Widersprüche und Konflikte in vielen wirtschaftlichen, politischen, sozialen, klassenmäßigen, nationalen, historischen, regionalen und kulturellen Bereichen. In diesem Sinne nähren wir uns von den revolutionären Kämpfen in der Türkei und in Kurdistan und wir handeln mit einer operativen Perspektive, die sich nicht auf türkische und kurdische Migrant*innen beschränkt.
Andererseits müssen wir den revolutionären Kampf der Länder vorantreiben, die wir als strategisches Bündnis der miteinander verflochtenen Revolution der Türkei und Kurdistans sehen und die dortigen Möglichkeiten und Grenzen unserer Bewegung erweitern und die Bewegung der vereinigten Revolution stärken. Dies ist nur ein Aspekt unserer politischen Arbeit in Europa. Eine vom Kampf im Lande losgelöste Existenz ist jedoch ein großer Fehler, der die politische Arbeit in Europa lähmen wird. Was getan werden muss, ist, ein richtiges Verhältnis zwischen diesen beiden Aspekten herzustellen. Wenn dieses richtige Verhältnis nicht hergestellt werden kann, verwandeln sich alle revolutionären Aktivitäten nach einer
gewissen Zeit in formale Bemühungen ohne objektive Grundlagen. Mit dieser politischen Perspektive stärken wir die internationale Organisation und den Kampf.
Die Revolution drängt sich auf
Die Länder der Europäischen Union vereinheitlichten ihre Gesetze, legten ihre Währungen zusammen und schafften die Grenzen ab. Die Länder wurden fast wie die Dörfer Europas. Aber wie wir alle wissen, rüsten sie hektisch auf, indem sie bei Bildung, Gesundheit und Sozialausgaben kürzen. In Israel werden Waffen für den Guerillakrieg hergestellt, und die ersten Kunden sind die Länder der Europäischen Union. Gegen wen rüsten diese Länder, die ihre Grenzen, Gesetze und sogar ihr Geld vereinen, auf? Zweifellos ist es offensichtlich, dass diese Länder nicht gegeneinander zu den Waffen greifen. Das einzige worüber sie sich einig sind und was sie gemeinsam haben, ist der “Kampf gegen Terrorismus”. Sie nennen die Arbeiter*innen, die sie in ihren Weinbergen, Gärten, Feldern, Straßen und Fabriken zu Tode quetschen, Terroristen. Sie wissen das wenn es hart auf hart kommt, die Arbeiter*innenklasse und die Werktätigen sich gegen sie erheben werden. Sie bereiten sich bereits auf einen Angriff von allen Seiten vor, egal wie. Natürlich haben wir alle einen gemeinsamen Feind. Im Angesicht dieses Feindes werden auch unsere Probleme gemeinsam.
Die Ressourcen des armen Ostens werden vom reichen Westen mit Hilfe seiner lokalen Kollaborateure an sich gerissen. Es gibt eine hektische Migration in den reichen Westen aus Gegenden, in denen es Hungersnot und Krieg gibt. Sobald Unruhen aus der massiven Migration von Menschen, sowie der einhergehenden Arbeitslosigkeit und andere dem imperialistischen Kapitalismus innewohnenden Krankheiten zusammenkommen, schürt der reiche Westen Rassismus und Militarismus. Alle Ausländer, insbesondere die Menschen aus der Türkei und Kurdistan, spüren diesen aufkommenden Rassismus, die Arbeitslosigkeit und den Militarismus.
Die unvermeidliche Arbeitslosigkeit und die Unruhen, entstehend durch die Migration in europäische Länder, sind Umstände welche sich selber nur verschärfen werden. Arbeitslosigkeit die durch den imperialistischen Kapitalismus geschaffen wird, schafft soziale Ungerechtigkeit. Die Bewältigung dieser Probleme, stehen als Kernfragen der Revolution vor uns, egal wo wir uns auf dieser Welt befinden. Es ist sinnlos den Massen vorzugaukeln, dass reformistische Bestrebung innerhalb des bestehenden Systems zu wirklichen Änderungen führen würden. Denn die Massen sind sich bewusst, dass es trotz verschiedener Regierungen keine ernsthaften Veränderungen in der Innen-, Außen-, Wirtschafts- und sonstigen Politik des Landes geben wird. Große Menschenmassen, die ihre Forderungen nach Frieden und anderen Belangen auf die Straße tragen, stören die Herrschenden nicht ernsthaft. Aber die Versammlung von vier Menschen, die eine Revolution fordern, kann sie dazu bringen, mit der Aggressivität eines Stiers zu handeln, der angreift, wenn er rot sieht. Auch lokale Organisationen, die in einem beachtlichen Maße ernst genommen werden können, sind sich der Situation bewusst und haben den gesamten Nahen Osten, insbesondere Rojava, im Visier. Mit anderen Worten, es sollte eine Perspektive der Revolution in der Türkei und in Kurdistan geben, die wir den Massen zur Lösung der Probleme vorlegen werden.
Schaffung eines dreidimensionalen Kampfes
Wir können den demokratischen Kampf im Ausland auf drei Hauptachsen aufbauen.
1– Im Rahmen einer Strukturierung, die den Bedürfnissen des Kampfes in der Türkei und Kurdistan entspricht;
A– Logistische Unterstützung.
B– Einbindung in den aktuellen antifaschistischen Kampf.
C– Durch die Aufdeckung der reaktionären faschistischen Umtriebe im Ausland, um sicherzustellen das der Kampf die Außenwelt trifft.
2– Die Organisierung der Arbeiter*innen und Werktätigen aus der Türkei und Kurdistan in den europäischen Ländern entsprechend ihrer berechtigten und demokratischen Forderungen, die sich aus den Problemen ergeben, die sie in den Ländern, in denen sie leben, erfahren, indem sie Kampfkanäle schaffen und sie für den Kampf mobilisieren.
3– Die internationale Solidarität zu stärken, indem wir mit den antifaschistischen und antiimperialistischen Organisationen in den Ländern, in denen wir leben, zusammenarbeiten und uns an den bestehenden Klassenkämpfen beteiligen.
Über die Jugend
Alle Organisationen, die die Zukunft erobern wollen, wollen die Jugend in ihren Händen halten. Alle Organisationen führen auch verschiedene Maßnahmen durch, um die Jugend anzuziehen. Unabhängig davon, wo auf der Welt sie sich befinden, haben Jugendbewegungen in den Gesellschaften, in denen sie sich befinden, ernsthafte Spuren hinterlassen und große Aufregung in den Gesellschaften ausgelöst. Vor allem in den späten 1960er Jahren haben die Jugendbewegungen in verschiedenen Regionen unserer Welt, insbesondere in Europa, die Regierungen der Länder, in denen sie sich befanden, ernsthaft bedroht. In diesem Sinne haben die Kräfte der Revolution und der Konterrevolution besondere Anstrengungen unternommen, um die Jugend in ihren Reihen zu halten.
Der imperialistische Kapitalismus verspricht der Jugend keine Zukunft, wie er es für andere Teile der Gesellschaft tut. Im Gegenteil, er zielt auf eine völlig nutzlose und unterwürfige Jugend. Das System versucht die Jugend, welche die dynamischste Basis der Gesellschaft darstellt, in seinen eigenen Reihen unter Kontrolle zu halten, indem es sie kontinuierlich korrumpiert. In allen europäischen Ländern tut es sein Bestes, um die Jugend daran zu hindern, Lösungen für ihre Probleme zu suchen und sich politisch zu engagieren. Die Schranken für den Drogen- und Alkoholkonsum werden beseitigt und künstliche Krisen geschaffen. Kurzum, Jugendliche werden von sich selbst entfremdet und zu einer Herde von Süchtigen gemacht. Das Gegenmittel zu all dem ist zweifelsohne der revolutionäre Kampf. Gegen die Fallen die von der Obrigkeit aufgestellt werden, um die Jugend zu täuschen, müssen wir Werkzeuge und Methoden entwickeln, welche die Jugend für den revolutionären Kampf gewinnen.
A– Studentische Jugend.
B– Arbeiterjugend.
C– Arbeitslose Jugend.
1– Organisation von sportlichen Aktivitäten.
2– Organisation von kulturellen Aktivitäten.
3– Organisation von Jugendcamps.
4– Organisation von Bildungsaktivitäten wie Seminare, Diskussionsrunden, Foren. Die Arten solcher Aktivitäten können je nach spezifischen Bedingungen und konkreten Situationen vervielfältigt werden.
Nichts ohne Frauen
Jede Organisation an der Frauen nicht beteiligt sind, hat keine Chance auf Erfolg. Die Entschlossenheit, dass was sie haben zu behalten, nicht loszulassen und es bis zum Tode zu verteidigen, ist von Natur aus sowohl in der Praxis der Frauen als auch in allen wissenschaftlichen Untersuchungen bewiesen worden. Man kann die Hände nicht an das Baby einer Mutter legen. Wenn jemand in böser Absicht versucht es zu berühren, wird sie versuchen denjenigen zerreißen oder sich selbst zerreißen. Aus diesem Grund sagt der deutsche Geheimdienst (BND), der als “Universität” im Bereich der Nachrichtendienste fungiert, dass man wenn man eine Organisation zu Fall bringen will, zuerst die Frauen in dieser Organisation treffen sollte. Ausgehend von dieser Erkenntnis ist unsere Leitlinie das Motto “Ohne Frauen gibt es keine Revolution, ohne Revolution werden Frauen nicht frei sein”. Wir wissen das Frauen überall auf der Welt Opfer einer doppelten Ausbeutung sind. Dies gilt nicht nur für die östlichen Gesellschaften, sondern auch die westlichen, die gerne als Wiege der Zivilisation gesehen werden. Die Gewalt gegen Frauen, ob emotional oder verbal, in der Familie und am Arbeitsplatz, wo sie einer sexistischen Arbeitsteilung ausgesetzt sind. Sie werden unterdrückt und diskriminiert. Wenn sich die Lebensbedingungen weiter verschlechtern, nimmt diese Unterdrückung auch in den europäischen Ländern zu, ohne einen Unterschied zwischen reich und arm, gebildet oder ungebildet zu machen.
Die Zunahme der Frauenmorde in anderen europäischen Ländern, insbesondere in Frankreich und Deutschland, ist bemerkenswert. Es ist bekannt, dass die Zahl der Frauen, die in Deutschland belästigt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen werden, weit über hunderttausend liegt. Konkrete und aktuelle Tatsachen zeigen auch, dass alle drei Tage mindestens eine Frau getötet wird, ebenso wird festgestellt, dass die Fälle von körperlicher Gewalt und Tötung vor allem von Ehepartnern und Liebhabern begangen werden. Nach Untersuchungen verschiedener Institutionen und Organisationen können weltweit nur 52 Prozent der Frauen, die verheiratet sind oder in einer emotionalen Beziehung leben, frei über Verhütungsmethoden entscheiden. All diese Daten zeigen, dass es nicht möglich ist, diese Fakten ohne den Kampf und die Beteiligung der Frauen zu ändern, ganz gleich, wo auf der Welt sie sich befinden.
Zunächst einmal müssen die Frauen in diesem Bereich, wie in allen anderen Bereichen auch, aus eigener Initiative heraus entscheiden. Was auch immer über Frauen geschrieben wird, wird seine wahre Bedeutung finden, wenn Frauen es selbst schreiben. Fortschritte können nur erzielt werden, wenn Frauen sich direkt äußern können. Das kapitalistische System selbst ist für die Gefangenschaft der Frauen in der Gesellschaft verantwortlich. Die Befreiung der Frauen ist auch ein Teil des Kampfes für die Revolution. In dieser Hinsicht sollten theoretische Festlegungen und praktische Maßnahmen, die den Weg für praktische Aktivitäten ebnen, indem sie besondere und originelle konkrete Organisationsformen innerhalb unserer Struktur schaffen, so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Aus all dem ergibt sich, dass wir die Arbeit, die wir tun oder zu tun versuchen, benennen müssen. Von nun an nehmen wir unseren Platz in den Reihen der demokratischen Massenorganisationen als die Räte der revolutionären Kommunen in Europa (RRKE) ein.
Vorwärts mit RRKE
1– RRKE mag den Anschein erwecken, als ob zu den bereits bestehenden Strukturen eine neue hinzugekommen wäre. Mit der Zeit wird sich jedoch herausstellen, dass dies nicht der Fall ist.
2– RRKE weist die These zurück, dass türkische Passinhaber*innen, die in europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden leben, in denen Türkisch fast wie eine zweite Sprache gesprochen wird, niemals in ihr Land zurückkehren werden und dass sie natürlich versuchen, ihre eigene Zukunft nur in den Ländern aufzubauen, in denen sie leben. Kurzum, die Zuschreibung des Migrantstatus ist nicht korrekt. Im Gegenteil, die Menschen hier sind ernsthaft besorgt über das, was in ihrem Land vor sich geht. Sie kamen vor Jahren als Gastarbeiter ins Land und behalten diesen Status weitgehend bei. Sie sollten als ein wichtiger Bestandteil der Revolution in der Türkei und in Kurdistan betrachtet werden.
3– Die RRKE bezieht seine ideologische und politische Grundlage aus der revolutionären kommunistischen Ideologie.
4– Die RRKE lädt jeden ein, der/die nicht reaktionär, nicht rassistisch und nicht faschistisch ist, in ihren eigenen Reihen zu kämpfen.
5– Die RRKE betrachtet alle Strukturen, die nicht zu ihm gehören, als seine Verbündeten und kämpft gegen jede Art von gruppistischer und egozentrischer Mentalität.
6– Die RRKE nimmt seinen Platz unter allen Institutionen des vereinten Kampfes ein und kämpft für deren Entwicklung.
7– Die RRKE ist Teil der aktiven Beteiligung der Arbeiter*innen und Werktätigen in den europäischen Ländern am Klassenkampf.
8– Die RRKE arbeitet mit antifaschistischen Organisationen in europäischen Ländern auf einer internationalistischen Basis zusammen und führt einen gemeinsamen Kampf.
9– Die RRKE organisiert und leitet die sportlichen und kulturellen Aktivitäten in allen seinen Bereichen.
10– Die RRKE organisiert Agitations- und Propagandaaktivitäten, indem es Agitations- und Propagandamaterial entwickelt.
Kurz gesagt, die RRKE ist eine antifaschistische, antiimperialistische Front der Organisation und des Kampfes der Arbeiter*innen und Werktätigen in den europäischen Ländern.